Vortrag über die Gotik
Thomas Plogmann begrüßte für den Träger – und Heimatverein etwa 45 Teilnehmer, hiervon auch den jüngst pensionierten Diözesanbaumeister Ralf Schlüter, der im Vorfeld die visuelle Rekonstruktion der Martinuskirche von 1523 in Bild und Film entwickelt hatte sowie seine Nachfolgerin als Diözesanbaumeisterin Sarah Pohlmann.
Von Frankreich aus verbreitete sich der neue Baustil gegen Ende des 12. und Beginn des 13. Jahrhunderts auch in die hiesige „westfälische“ Gegend. Die Baustellen boten häufig etwa 200 Personen jahrelang Arbeit und Einkommen in Städten mit vielleicht gerade mal 4000 Einwohnern. Mangels statischer Berechnungen mussten die Baumeister häufig Höhe und Spannweiten ausprobieren und hierbei Grenzerfahrungen einholen. Bekanntestes Beispiel ist die Kathedrale von Beauvais mit einer Rekordhöhe des Gewölbes von 48,50 Metern, deren dauerhafte Stabilität allerdings nur durch hölzerne Stützstreben im Innenraum möglich bleibt.
So wie an allen damals gebauten Kirchen befinden sich auch an den Quadern und Portalen der Hagener Kirche deutlich erkennbare Steinmetzzeichen, die sowohl Qualitätsmerkmal waren als auch der Lohnabrechnung dienten, weshalb alle Zeichen fälschungssicher ausgeführt wurden. Laut Pätzke scheint der Hagener Turm der einzige im westfälischen Raum zu sein, der bis zur Traufe komplett mit Steinzange verbaut wurde, sodass alle Quader heute noch erkennbar die Ansatzlöcher der Zange erkennen lassen. Die Steine wurden bereits am örtlichen Steinbruch behauen und dann von Hagener Bauern zum Bauplatz transportiert. Zahlreiche Fragen des interessierten Publikums lieferten Antworten von Pätzke, die weitere spannende Infos zur damaligen Bautechnik und dem Alltag eines Steinmetzes lieferten.