Antonius-Tappehorn-Straße

Zwischen den Fronten zerrieben
Antonius-Tappehorn-Straße
Nicht weit von der St. Marienkirche in Gellenbeck zweigt die Antonius-Tappehorn-Straße von der Natruper Straße ab. Sie ist nach dem katholischen Geistlichen benannt, der fünfzehn Jahre lang als Pfarrer die Geschicke der Martinuskirchengemeinde leitete, zu der zu Beginn seines Schaffens im Jahr 1900 auch die Niedermark gehörte.
Anfang und Ende seiner Zeit als Pfarrer in Hagen konnten kaum extremer ausfallen: Ein prachtvoller Empfang zur Begrüßung und ein lautloser Abschied, der schon fast wie eine Flucht wirkte, 15 Jahre später. Am Einführungstag hatte die Gemeinde alle Register gezogen: Der Ort war prächtig geschmückt, 30 bis 40 Reiter und 21 Wagen eskortierten Pfarrer Antonius Tappehorn zur Kirche. Abends brachte ihm eine Musikkapelle, begleitet von einem Fackelzug, ein Ständchen Ein Feuerwerk war der krönende Abschluss.
Schärfer konnte der Kontrast bei seinem Abschied kaum sein. Er hatte bereits Züge einer Kapitulation. Hin und hergerissen zwischen seiner seelsorgerischen Tätigkeit in Hagen und den Forderungen der Niedermärker nach einer eigenen Kirche siegte wohl letztendlich der Gehorsam, den er seinem Bischof schuldete, der das Niedermärker Modell favorisierte. Hinzu kam ein massiv vorgebrachter Widerstand von Seiten der Kaufleute in der Obermark, die wohl finanzielle Einbußen befürchteten, wenn ein nicht geringer Teil der Einwohner Läden und Wirtschaften rings um die Martinuskirche fernblieben. Hier spielte sonntags die Musik: Man besuchte den Gottesdienst, machte seine Wocheneinkäufe und fand auch noch Zeit für einen Frühschoppen.
Dass die Kirche in Gellenbeck allen Widerständen zum Trotz in nur zwei Jahren fertig gestellt wurde, ist, darin sind sich alle einig, auch ein Verdienst von Tappehorns Engagement. Seine letzte Amtshandlung war die Weihe der neuen Glocke 1915, dann ließ er sich versetzen. Die Auseinandersetzungen, die sich schließlich vor Gericht noch weitere drei Jahre hinzogen, hatten ihn zerrieben, wie Johannes Brand in seiner Biografie Tappehorns bemerkt. So überstürzt muss der Abschied erfolgt sein, dass die dankbaren Niedermärker nicht einmal Gelegenheit fanden, ihm ein Abschiedsgeschenk zu überreichen. Es musste ihm „nachgesandt“ werden. Zwanzig Jahre lang war er anschließend noch erfolgreich als Pfarrer tätig, wurde Dechant und sogar zum Päpstlichen Geheimsekretär ernannt. Mit 80 Jahren ging er in den Ruhestand. Die letzten neun Jahre lebte er in Ohrbeck, also in unmittelbarer Nähe seiner ersten Pfarrstelle. Es wird erzählt, „er habe...nie wieder einen Fuß in diese Gemeinde gesetzt“, die ihm das Leben so schwer gemacht hatte. Antonius Tappehorn starb 1944.

Werner Barthel  

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