Die Erhaltung unserer Mühlen ist eine kulturhistorisch bedeutsame Aufgabe
Die Gemeinde Hagen a.T.W. dürfte vom 18. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts im weiten Umkreis die Gemeinde mit den meisten Mühlen gewesen sein. In den 1920er/1930er Jahren waren zuletzt sogar zehn Mühlen gleichzeitig in Betrieb, neun davon als Wassermühlen. Mit dem Einsatz moderner Diesel- und Elektromotoren waren die Bauern jedoch schließlich in der Lage Futtergetreide selbst zu schroten. Auch Privatkunden kauften Mehl nicht mehr in den Mühlen, sondern lieber abgepackt in den Einzelhandelsgeschäften. Eine Mühle nach der anderen stellte daher ab den 1950er Jahren den Betrieb ein.
Bei der von unserem Heimatforscher Rainer Rottmann im Jahr 1985 durchgeführten Bestandsaufnahme der Hagener Mühlen zeigte sich, dass einige der alten Mühlgengebäude bereits umfunktioniert worden waren, andere drohten zu zerfallen. Im Herbst 1989 hat der Heimatverein Hagen a.T.W. eine von Herrn Rottmann verfasste 80seitige Publikation mit einer umfassenden Darstellung der Geschichte der Hagener Mühlen herausgegeben. In der Hagener Ortschronik aus dem Jahre 1997 hat der Genannte ein Kapitel den Hagener Mühlen gewidmet.
Nachstehend geben wir, in Form einer Zusammenfassung aus den genannten Publikationen, einen Überblick über die noch vorhandenen Hagener Mühlen:
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Wassermühle Meyer zu Gellenbeck und Sudenfelder Grützemühle an der Gellenbecker Str.
Die Mühle des Hofes Meyer zu Gellenbeck wird urkundlich das erste Mal im Jahre 1273 erwähnt, hat vermutlich aber ein weitaus höheres Alter. Etwa gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr die Mühlenanlage eine umfassende Veränderung. Man riss die alte Kornmühle nördlich des Stauwehrs ab und errichtete auf dem alten Bruchsteinfundament ein neues Mühlenhaus aus grauem Hüttenstein und einer Fachwerkkonstruktion im Dachbereich. Diese zeitweise sogar mit drei Mahlgängen ausgestattete Mahlmühle wurde über ein mittel-rückschlächtiges hölzernes Wasserrad betrieben. Im Mai 1929 wurde das Wasserrad der Mahlmühle durch eine Francis-Turbine ersetzt. Gleichzeitig riss man die alte Öl- und Bokemühle auf der Südseite des Baches ab und errichtete dort ein Müllerwohnhaus. Ab 1977 stand die Mühle leer und drohte zu verfallen.
Der Initiative der Eigentümerfamilie Meyer zu Gellenbeck, der neuen Pächter Gerold und Willie Bölts sowie dem eigens zu diesem Zweck gegründeten Verein zur Erhaltung der Gellenbecker Mühle ist es zu verdanken, dass die Mühle mit tatkräftiger Hilfe und finanzieller Unterstützung wieder instand gesetzt worden ist und so als Zeugnis der Wirtschafts- und Kulturgeschichte Hagens erhalten geblieben ist.
Auf dem Areal der Gellenbecker Wassermühle wurde im Jahr 1997 ein kleines Fachwerkhaus zwecks Unterbringung der aus dem Jahre 1846 stammenden handgetriebenen Sudenfelder Grützemühle errichtet. Die Grützemühle stand bis Anfang der 1960er Jahre im Ortsteil Sudenfeld unserer Gemeinde. Die „Göttemüölen“ war noch in den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg in Betrieb, da man hier Hafergrütze mahlen lassen konnte. Danach wurde sie vom Heimatmuseum in Georgsmarienhütte erworben und im Zuge der Umstrukturierung des Museums Villa Stahmer dem Mühlenverein als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.
Am 1. Mai und am Deutschen Mühlentag (Pfingstmontag), an denen auch Korn gemahlen wird, sowie nach Vereinbarung können die Mühlen besichtigt werden.
Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung der Gellenbecker Mühle ist seit der Gründung im Jahre 1987, abgesehen von einer kurzen Unterbrechung, Gerold Bölts.
Kontaktadresse für Führungen: Th. und Kl. Flacke, Tel. 05401 9672
ie zweitälteste der Hagener Mühlen wird im Jahre 1341 als „Nyemolen“, also als „neue Mühle“ bezeichnet. Über den genauen Zeitpunkt der Gründung der Mühle ist nichts bekannt. Um etwa 1900 kam es zu einem Neubau der Mühle. Als Baumaterial verwendet man grauen Hüttenstein. Betrieben wurde die Mühle seinerzeit mit „Dampf- und Wasserkraft“. In den Folgejahren ab 1925 erfuhr die Mühle wesentliche Neuerungen. Anfang der 1930er Jahre wurde ein Sägewerk (Quergatter mit einem Sägeblatt) nördlich und Ende der 1930er Jahre ein Erweiterungsbau südlich an die alte Mühle angebaut. Im Jahre 1939 wurde das alte hölzerne Mühlenrad durch eine Turbine ersetzt. Anfang der 1960er Jahre wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Die Antriebstechnik der Mahlmühle ist größtenteils ausgebaut.
Das alte, mit einem E-Motor angetriebene Quergatter des Sägewerkes ist noch funktionstüchtig. Die Betreuung und die Durchführung von Sägearbeiten liegt in den Händen des Vereins zur Erhaltung der Gellenbecker Mühle.
Kontakt: Familie Witke, Tel. 05401 90835
- Wackers/Höpkes Mühle am Lotter Weg im Ortsteil Natrup-Hagen
Im Jahre 1719 beantragte Bauer Wacker aus Natrup-Hagen die Genehmigung zum Wiederaufbau einer verfallenen Mühle. In einem Vermessungsregister vom 27.10.1723 heißt es, der Bauer Wacker habe „eine kleine Kornmühle“. Die Mühle wurde mit einem oberschlächtigen Wasserrad betrieben. Im Jahre 1901 wurde ein völlig neues Mühlengebäude mit drei Mahlgängen errichtet. 1955 wurde die Mühle als gewerbliche Mühle stillgelegt und nur noch wenige Jahre für den Hofbedarf benutzt. Das zuletzt mit einem Stromantrieb ausgestattete Sägewerk wurde 1980 außer Betrieb gesetzt.
- Meyer zu Natrups Mühle an der Grafenstr. im Ortsteil Natrup-Hagen
Der Bau der Mühle wurde im Jahre 1736 ausgeführt. Schon zwei Jahre später erhielt der Eigentümer die Genehmigung, neben der Mahlmühle auf der anderen Seite des Stauwehres auch eine Bokemühle errichten zu dürfen. Um 1830 war die Natruper Mühle zeitweise mit drei Wasserrädern ausgerüstet. Diese wurden im Jahre 1904 durch eine erste, kleine Turbine ersetzt. 1930 wurde eine leistungsstärkere Francis-Schacht-Turbine eingebaut. Der gewerbliche Handel in der Mühle wurde von der Eigentümerfamilie Möller im Jahre 1985 eingestellt.
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Wellmanns Mühle am Lotter Weg im Ortsteil Natrup-Hagen
1774 wurde dem Bauern Wellmann in Natrup die Genehmigung erteilt, unmittelbar an der auf seinem Hof gelegenen Hagenbachquelle eine Öl- und Bokemühle anzulegen. Die Mühle, die mit einem kleinen oberschlächtigen Wasserrad getrieben wurde, war noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in Betrieb.
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Stramanns Sägemühle am Leedener Mühlenweg im Ortsteil Natrup-Hagen
1815 erhielt der Bauer Stramann die Genehmigung zur Anlage einer Öl- und Bokemühle. 1837 beantragte Stramann, eine Sägemühle an die Stelle der Ölmühle setzten zu dürfen. Die am Leedener Mühlenbach gelegene Sägemühle wurde zunächst von einem unterschlächtigen Wasserrad getrieben. Dieses wurde 1947 durch eine Turbine ersetzt. Das Sägewerk wird seit Jahren mit Elektromotoren betrieben und als ein Zweig des landwirtschaftlichen Betriebes geführt.